Abenteuer Rennsteiglauf

Six Bulls Eye'r beim Crosslaufklassiker im Thüringer Wald


Leave a comment

Rückblick – Teil 3 – der Lauf

Da wir vereinbart hatten, gemeinsam zu laufen und den Lauf zu genießen und nur nebenbei auf die Uhr zu blicken, mussten wir uns auch nicht auf Teufel komm raus an der Masse der Läufer vorbeisprinten und der Einstieg war trotz des sofortigen Anstiegs besser als gedacht.

Nach circa 1 Kilometer ging es dann auf einer breiten Hauptstraße ohne nennenswerte Anstiege raus aus Neuhaus

und dann abwärts zur ersten Verpflegungsstation bei KM 5.

Es lief sich leicht und locker. Genügend Platz, der schnelle Untergrund. Ideal um in den Rhythmus und in den Marathon hineinzukommen.

Nach der ersten Verpflegung, schnell ein Wasser und gut, ging es dann ab auf die Waldstrecke. In diesem Teilstück war es dann teilweise ziemlich eng und wir konnten nicht immer unser Tempo genau so laufen, wie auf leeren Wegen. Die vielen Rennsteigläufer waren allerdings auch der Grund warum die ersten 10 Kilometer, wie im Flug verliefen.

Zum Einen wurden wir von der Masse richtig mitgerissen, wie in einen Schwarm von Vögeln oder Fischen und zum Anderen motiviert das ständige Überholen natürlich auch.

Das ist der Vorteil, wenn man hinten startet. Man wird nicht so oft überholt, wie man selber andere überholt.

Kurz nach KM 8 dann der erste ordentlich steile Anstieg, jedoch auch recht kurz, auf Asphalt. Hans-Peter ging mit ordentlichem Tempo hinein, ich hielt mich etwas zurück. Die Hälfte der Marathonläufer nahm den Anstieg als Geher.
Und dann geht’s wieder so dahin. Nochmals 50 Höhenmeter bis zur 2. Verpflegungsstelle bei KM 10,3 beim Dreiherrnstein.

Ab hier haben wir uns mehr Zeit gelassen an den einzigartig gut ausgeschilderten Verpflegungsständen. Das erste Mal haben wir hier auch die legendäre Flüssignahrung der Rennsteigläufer, den “Schleim”, zu uns genommen, dazu Tee und hinterher ein Wasser.
Kommentar zu dem Thüringer Powergel – Ersatz: “Besonders gut schmeckt er nicht, aber wenn’s hilft, dann runter damit.”

Auch nach diesem kurzen Stop ging es wieder weiter durch den schönen Thüringer Wald. Teils auf Forstwegen und teils über Waldwege mit jeder Menge Wurzeln, die eine ständige Wachsamkeit von uns Läufern verlangte. Und dazwischen gab’s durch manch außergewöhnlichen Mitläufer oder deren Laufstile Abwechslung ganz anderer Art.

Kurz gesagt, auch in den Phasen in denen wir uns nicht unterhielten, waren wir ständig beschäftigt und so merkten wir gar nicht Recht, dass weitere 6 Kilometer, größtenteils leicht abwärts, verflogen waren, als es wieder in den Berg hinein ging.

Wieder 80 Höhenmeter verteilt auf knapp 3 Kilometer standen an, eigentlich der längste Anstieg der Marathonstrecke, allerdings mit einer recht angenehmen Steigung. Wir fanden gleich unser Tempo und zogen dieses auch durch.

Zum Schluss des Anstiegs waren wir dann allerdings sehr froh endlich die Verpflegungsstation Turmbaude am Masserberg erreicht zu haben.

Die rundum perfekte Organisation des Rennsteiglaufes wird bei den Verpflegungsstationen besonders deutlich. Genügen Platz, bestens beschriftete Stände, keine Hektik, anfeuernde Fans auch hier. Einfach spitze das Event.

Nach einer ordentlichen Stärkung mit Banane, Zitrone, Tee, Wasser und natürlich dem Schleim machten wir uns wieder auf den Weg, wieder leicht bergab. Weit konnte es bis zur Hälfte ja nicht mehr sein.

Es lief immer fast wie von selbst. Wald, Atmosphäre, frische Luft genießen und laufen, laufen und laufen. Vorbei am Halbmarathon.

Doch dann.. plötzlich Stau.
… Es folgte ein Wanderabschnitt bergab…

Der Pfad war zu schmal um vernünftig zu überholen und so blieb etwas mehr Zeit für ein paar Fotos unterwegs. Ein bisschen unruhig war ich schon in der Phase, besonders da ich ja nicht genau wusste wie lange der Abstieg dauern würde. Und irgendwie hat man ja bei allem Genießen des Ambientes und des Events ja trotzdem eine Wunschzielzeit im Hinterkopf. Na ja. Der Abstieg war dann auch irgendwann vorbei und hat uns nur ein paar Minuten gekostet.

Schnell ein Wasser bei der Verpflegungsstation bei KM 22,2 und weiter ging’s in Richtung Neustadt. Rennsteiglauf 2016 042

Abseits der Straße auf tollen Wegen, aufwärts, abwärts, aufwärts, abwärts…

Hans-Peter ging die Anstiege immer etwas schneller an als ich, bis wir oben waren hatte ich ihn meistens wieder eingeholt. Jeder in seinem Tempo. Und laufend überholten wir weiter, besonders in den Anstiegen, an denen eine zunehmende Zahl von Marathonis zu gehen begann.

Vor der Verpflegungsstelle Neustadt wird’s psychologisch ein bisschen schwer, vor allem da man ja schon 27 KM in den Beinen hat. Ein verheißungsvolles Schild “Noch 1000m bis zur nächsten Verpflegung” – Super – Durst ist eh schon da. Dann geht’s dahin, mehr bergab als bergauf. Man sieht Neustadt den Hügel hinauf und nach der letzten Senke dachte ich mir, weit kann’s nicht mehr sein, also rein in den Anstieg der Straße. Und dann ganz unerwartet ein zweites Schild “noch 500m bis zum Verpflegungspunkt”. Ein ordentlicher Dämpfer.
Wie lange doch manchmal 500 m sein können?

Zum Glück und gut für unsere Motivation, hier waren wir so gut wie die einzigen, die noch bergan liefen und so schafften wir auch diese Hürde.
Pause und Stärkung waren angesagt. In Ruhe trinken und Essen. Neben dem Schleim haben ich mir hier auch mein Energy Gel von Sponser mit einer ordentlichen Portion Wasser gegönnt. Ein Drittel des Weges lag ja noch vor uns. Und eines war klar – es würde nicht leichter werden, die nächsten 10 Kilometer.

Nach der Verpflegungsstation ging’s noch ein paar Meter hinauf und dann kam wieder ein Abschnitt zum “Genießen”, wenn man so sagen will.

Neben den optimalen äußeren Bedingungen, nicht zu heiß und nicht zu kalt, meist wolkig bis heiter, erfreuten uns auch die vielen landschaftlichen Ausblicke auf den Passagen über die Wiesen. Es macht einfach Spaß durch so eine tolle Landschaft zu laufen.

Und so hatte ich gerade bei KM 30 noch zu Hans-Peter gesagt, dass wir einfach spitze aussehen würden, wie locker wie durch den Thüringer Wald laufen würden.

Da hatte ich mich definitiv zu früh gefreut, denn kurz danach war fertig mit lustig. Der Mann mit dem Hammer schaute auf einen Sprung bei mir vorbei. So ab KM 31 spürte ich in beiden Waden ein leichtes Zucken und das bedeutet normal nichts gutes… Innerlich redete ich dem Mann gut zu und versuchte ihn dadurch zu vertreiben. Bei der Verpflegungsstation Großer Dreiherrenstein hab ich ihn dann versucht mit genügend Wasser und Tee zu ersäufen.

Ganz gelungen ist es mir nicht, aber besiegen hab ich mich auch nicht lassen, denn richtige Krämpfe habe ich in der weiteren Folge des Laufes auch nicht bekommen.

Danach wurde es wirklich hart, das Genießen musste vorerst mal warten. Es war ja auch ein Marathon. Auf den folgenden Kilometern war ich hauptsächlich mit mir und dem Hammermann beschäftigt. Wir sind immer gelaufen, auch die Anstiege in dieser Phase. Oftmals schien es als wären wir umgeben von Wanderern und wir die einzigen, die noch genügend Reserven hätten, bergauf auch zu Laufen. Das war psychologisch natürlich wichtig. Ich war so beschäftig, dass ich meine Mountain-Bike-Kollegen aus Königsee am Wegesrand gar nicht wahrgenommen hatte und einfach an Ihnen vorbeigelaufen war – der Tunnel.

Irgendwann, wir waren inzwischen 4 Stunden und 10 Minuten unterwegs, eine neue Beschilderung am Ende eines schier endlos scheinenden Anstiegs, noch 100 Meter, noch 90 Meter, noch …

… noch 10 Meter !  Und dann geht’s wieder leicht bergab zur nächsten Verpflegungsstation. Begrüßt durch eine Moderator erreichten wir bei KM 37,1 Frauenwald. Diesen Punkt hatten wir uns groß rot in unserer Vorbereitung angestrichen. Immerhin gibt’s hier ein richtiges Bier. Als Stärkung für die letzten 5 Kilometer. Und das war natürlich klar, das wir beide dieses Bierchen nicht ausließen.

Aus diese besondere Art frisch gestärkt, klatschten wir uns nochmals ab und versicherten uns gegenseitig, dass das Ziel nicht mehr weit sein konnten, wir es mit Sicherheit gemeinsam erreichen würden und darüberhinaus auch auf alle Fälle unter 5 Stunden bleiben würden. Die ersten Glückshormone sind schon mal bei mir eingeschossen.

Die nächsten 3 Kilometer war dann wieder jeder mit sich beschäftigt, aufwärts, abwärts. Hart und härter. Zum Quatschen hatte keiner mehr Lust. Zum Glück waren überwall immer wieder Fans an der Strecke, die uns versicherten, dass es nicht mehr weit sein würde.

Dann ging’s abwärts hinein nach Schmiedefeld, Kilometer 40 war geschafft. Ich dachte noch, nur einfach so weiter bis ins Ziel, abwärts und weiter abwärts.

Doch ich hatte die Rechnung nicht mit dem Wirt gemacht, sprich ich hatte das Streckenprofil der letzten Kilometer einfach irgendwann aus meinen Gedächtnis verloren.
Denn Kilometer 42 geht hauptsächlich aufwärts und zwar nochmals relativ steil.
Egal. Mit dem nötigen Willen, den vielen an der Seite und den letzten Kräften habe ich auch diesen Anstieg noch geschafft. Immer ein bisschen hinter Hans-Peter her, der oben auf mich wartete.

Noch schnelle ein Selfie und dann gemeinsam, überglücklich, Hand in Hand ins schönste Ziel der Welt…

… pure Emotionen – pure Glücksgefühle – angemessene Erschöpfung

… 4 Stunden 44 Minuten und 43 Sekunden!

Wir sind Rennsteig-Marathon-Läufer. Sensationell.

Der Rest ist Geschichte und kurz erzählt.
Erholen im Ziel mit Trinken und Trinken. Abklatschen und Gratulieren.

30 Minuten nach unserem Zieleinlauf durften wir wieder die Vorzüge der perfekten Organisation genießen,  ohne in der Schlange anzustehen.
Kleidersäcke abholen, danach Duschen und zwar mit warmem Wasser, Läuferbier abholen und gemütlich am Sportplatz genießen, dabei nochmals den Lauf Revue passieren lassen…

Da ist es wieder das Genießen des Rennsteiglauf – Events.

Danach noch eine Gemüsesuppe und ein Thüringer Brätel und dazu ein alkoholfreies Weizen. Herz was willst du mehr.

Die Mühen der Vorbereitung haben sich gelohnt!

 

Im nächsten Jahr kommen wir wieder!

Vermutlich – Vielleicht – Sicher.

Einmal Rennsteig – Immer Rennsteig

Wir werden es sehen.

 

 

 

 


Leave a comment

Rückblick auf den Rennsteiglauf – Teil 2 – Der Start

Raceday!
Gut geschlafen und pünktlich aufgewacht. Handy: Akku voll – check! Suunto Ambit: Akku voll – check!

Dank der freundlichen Betreuung in unserem Hotel Löwen in Königsee durften wir bereits um 7:05 Uhr zum Frühstücken.
Ich liebe die gastfreundliche Art der Thüringer. Alles da was eine Läuferherz vor einem Marathon braucht und so sind wir gestärkt Richtung Start in Neuhaus aufgebrochen…

… Parken ist dann am Tag der Wahrheit doch nicht mehr ganz so einfach, immerhin mussten ja 3200 Starter irgendwie auf den Sportplatz.

Rennsteiglauf 2016 003 Rennsteiglauf 2016 073

Nach kurzem Fußmarsch und letztem Austreten haben wir uns dann wie ausgemacht, ganz hinten eingereiht. – knapp 10 Minuten noch bis zum Start.

Rennsteiglauf 2016 009 Rennsteiglauf 2016 006

Die Stimmung war einzigartig und gleich ging dann auch schon der traditionelle Schneewalzer los…

Rennsteiglauf 2016 079 Rennsteiglauf 2016 082

Der Countdown lief und ab ging’s auf die Strecke. Innerhalb von 4 Minuten waren die 3000 Läufer auf der Strecke…

Rennsteiglauf 2016 088 Rennsteiglauf 2016 018

… und da ging’s gleich zum ersten Mal bergauf…

Rennsteiglauf 2016 019

… und nach nicht mal 200 Meter sind die ersten schon gewandert.

Aber wie geschrieben. Der Lauf ist ja hier nur Nebensache.


Leave a comment

Rückblick auf den Rennsteiglauf – Teil 1

Drüben im Thüringer Wald hatte ich leider zwischendurch schlechten Empfang und daher ist die Berichterstattung etwas dürftig gewesen.
In den nächsten Posts soll ein mehrteiliger Rückblick die Geschichte nochmals erzählen.

Beginnen wir mit Freitag der legendären Kloßparty in Neuhaus am Rennweg.

Hans-Peter und ich sind gleich nach unserer Ankunft in Königsee nach Neuhaus aufgebrochen und das war eine gute Entscheidung…

Zuerst muss an dieser Stelle die Organisation zum ersten Mal gelobt werden:
kein Gedränge, alles in Ruhe, großzügiges Gelände, freundliche Helfer, einfach perfekt.

Nachdem wir unsere Startnummern ausgefasst hatten…

… haben wir uns auf die Läuferparty begeben.
Das ist wirklich eine einzigartige Sache am Rennsteiglauf. Eine Party am Vorabend des eigentlichen Laufes. Und so einzigartig ist es dann auch auf der Party zugegangen…

… Zeltfeststimmung …

Rennsteiglauf 2016 017

… statt langweiligen Nudeln gibt’s tolle Thüringer Klöße, Rotkraut und Rindsrouladen …

Rennsteiglauf 2016 019

… und dazu haben so gut wie alle Bier getrunken. Und so haben wir uns natürlich angepasst und uns ein Köstrizer Schwarzbier gegönnt…

Rennsteiglauf 2016 020

Das ist schon eine ungewöhnliche Vorbereitung. Und ganz sicher waren wir uns über die Auswirkungen dieser Tradition nicht.

Und dann ging die Party los. Mit Rennsteiglied, Thüringer Landeshymne und Schneewalzer haben sich die Läufer schunkelnd auf den Marathon am Samstag eingestimmt…

Unbenanntes Bild

Video unter… Link

Danach ging’s dann rasch nach Königsee, wo wir bei Jens im Pub noch meine Radlerkollegen auf einen Absacker (alkoholfreies Weizen) getroffen haben…

Zeitig um 23 Uhr sind wir ins Bett, immerhin stand ja am Samstag der Marathon auf dem Programm.

… to be continued…